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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 190

1911 - Erfurt : Keyser
— 190 — die Beschießung gefaßt zu machen. Diese Nachricht verbreitete einen allgemeinen Schrecken in der Stadt. Man sah nur noch bleiche Gesichter und verstörte Mienen. Wer bares Geld, Silber und Goldsachen besaß, vergrub alles schnell an sichere Plätze. Schmachvolle Uebergabe der Biabt: Gegen 3 Uhr erschien ein französischer Unterhändler vor der Stadt und verlangte Einlaß. Er wurde gewährt, und man führte ihn auf den Peters-berg. Die Verhandlungen dauerten nicht allzulange. Zwar mußte er noch zweimal ins französische Lager zurück, dann aber wurden die Bedingungen angenommen. Die gesamte Besatzung, 14 000 Mann, barunter 8000 Kranke und Verwundete, würde gefangen genommen. Die Offiziere erhielten, nachbem sie auf Ehrenwort versprochen hatten, bis zur Auswechselung nicht zu bienen, bett Abschieb. Der Bürgerschaft wurde Sicherheit zugesagt, doch sollte sie das einrückende französische Militär mit Achtung ausnehmen und bewirten. ^ Einmarsch der Franzosen: Am 17. Oktober hielten die Zieger zu derselben Zeit, zu welcher die gefangenen Preußen die Stadt verlassen und ihre Gewehre und sonstige Waffen auf dem Glacis vor bcr Stadt nieberlegen mußten, ihren Einzug. Sie kamen zum Jobamtestore herein, boch nicht in Parabe, fonbern in bichten Kolonnen. Sie kamen so, wie sie das Schlachtselb verlassen halten oder von ihrem Lager auf der bloßen Erde aufgestanden waren, teilweise waren sie ganz wunderbar ausgeputzt. Manche hatten kattunene oder schwarzruftene Mäntel um, die sie den vogtläudifchen ober thüringischen Bauernweibern gegrippt batten. Viele erschienen auch in schwarzen Ehorrccken, welche den Dorfpastoren geraubt waren, noch anbere hatten sich Hosen aus Stofftapeten und Bettvorhängen zusammengeschneibert. Ein Tambourmajor hatte ättett blauen Banernkittel statt der Uniform an, ttttb ein attbcrer Solbat trug eine alte Weiberpelzmütze unter seinem Helm. Die Avantgarbe hatte hölzerne Löffel in den Hutkrempen, weshalb sie auch noch lange Zeit danach mit dem Namen Löffelgarde bezeichnet wurde. Ueber ihren mit geraubten Sachen vollgestopften Tornistern und Bündeln hingen große Stücke Fleisch, Hühner, Gänse und Enten. Auch hatten sie große Bauernbrote auf die Bajonette ihrer Gewehre gespießt. Die Offiziere waren sehr einfach gekleidet. Sie hatten keine Schärpen, auch kein Portepee (Degenquaste) ant Säbel. Sie führten weder Packwagen noch Packpferde mit sich. Alle trugen ihr Gepäck wie die Gemeinen ans dem Rücken und hatten ihre Mäntel umgehängt. Der Marsch der Franzosen war außerordentlich schnell, und einige Musikkorps spielten, gleichsam um die Erfurter zu verhöhnen, das Lied: „Freut euch des Lebens". Die Gesichter der Einziehenben waren furchterregend Manche der Franzosen waren vom Pulverbamps so schwarz wie die Mohren, und vor den fürchterlichen Schnauzbärten konnte man ihre Gesichter kaum erkennen.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 570

1906 - München : Oldenbourg
570 118. Die Schlacht bei Sedan. Granaten von Freund und Feind kreuzten sich über unseren Köpfen und die in den weichen Wiesengrund einschlagenden Projektile rissen tiefe Furchen. Dazwischen rasselten die knarrenden Mitraillensen mit ihrem ohrenzerreißenden^ schrillen, widerlichen Spektakel. Einzelne Schüsse und Kanonenschläge waren nicht mehr zu unterscheiden, ununterbrochen über das ganze weite Tal hin rollte der dröhnende Donner der Geschütze, daß die Erde bebte und die Lüfte zitterten. Von allen Höhen und den Waldmauern der Forste auf den fernen Bergen wurde der Widerhall tosend in hundertfachem Echo in das Tal zurückgeworfen, wo die Schallwellen zusammenschlugen und in einem einzigen dumpfen Brausen sich vereinten, daß die Kämpfer noch tagelang es im Trommelfell summen zu hören vermeinten. Nur das Rasseln der Mitrailleufen drang durch diesen Kosenden Chor durch, das Knattern der Gewehre wurde vom Brüllen der Kanonen verschlungen. — Ich bin in 16 Schlachten und Gefechten im Feuer gestanden, habe aber niemals ein so gewaltiges, fürchterliches Höllenkonzert erlebt. Endlich, es war um die Mittagstuude, schien das Eingreisen der Abteilungen unserer 2. und 3. Division sich geltend zu machen, indem der Kampf sich wehr nach Norden und Osten zog. Doch brach das Gefecht in Bazeilles nicht ab. Die Häuser und Scheunen am Eingänge des Dorses waren mit Vei> mundeten überfüllt und das schöne Schloß Dorival als Ausnahmsspital eingerichtet. Im reizenden Parke lagen und saßen die Verwundeten auf dem Rasen; die Ärzte hantierten; Stöhnen, Wimmern und Schmerzeusschreie erschollen. Fortwährend wurden Verwundete hereingetragen, darunter auch Hauptmann Heinrich Frhr. von Harold vom 2. Jägerbataillon, dem ich noch bei Wörth zugejubelt hatte, als er mit einem riesigen Transporte von Gefangenen bei uns vorbeikam. Jetzt lag er mit durchschossenem Beine auf der Bahre und nach zwei Monaten erlag er seiner Wunde in der Heimat. Die Häuser in den Straßen vor uns standen lichterloh in Flammen, kein Mensch versuchte zu löschen; unter dem Schutte und zwischen den glimmenden Balken lagen zahlreiche Leichen, zum Teil angekohlt. Patrouillen brachten Einwohner, die heimtückisch aus den Kellern den Unsrigen in den Rücken gefeuert, Verwundete massakriert und iu die Flammen geworfen, sich mit den Waffen in der Hand widersetzt haben sollten; wir mußten ihre Bewachung übernehmen. Die Unglücklichen sahen schrecklich aus, viele waren mit Kolben und Säbel schlimm zugerichtet worden, die Kleider hingen ihnen in Fetzen vom Leibe. Das war im Kampfe geschehen. Auf den verzerrten Gesichtern aber prägten sich die wilden Leidenschaften aus, der Fanatismus, der ihnen die Waffen in die Hand gedrückt hatte, die Haare hingen zerrauft ins Antlitz und die blutunterlaufenen Augen loderten in wilden Gluten. Wenige werden wohl den folgenden Morgen überlebt haben; über ein Ehepaar saß ich selbst tags darauf tirt Standgerichte.

3. Geschichte - S. 156

1913 - Berlin : Oehmigke
— 156 — Wer kommt? Wer? — Hurra, die Vierundsechziger. Hurra, die sind wieder breiter und stärker, Das macht, es sind richtige Uckermärker. Die sind schon mehr für Kolbe und Knüppel, conferatur Wester- und Oster-Düppel. Verstehen sich übrigens auch auf Gewehre, siehe Fohlenkoppel und Arnkiel-Oere. Fünfzig dänische Feuerschlünde können nichts gegen Prenzlau und Angermünde. Wer kommt? Wer? — Füsiliere, Fünfnnddreißiger. Hurra, das wirbelt und schreitet geschwinder, Hurra, das sind Berliner Kinder! Jeder, als ob er ein Gärtner wäre, trägt die Sträußchen auf seinem Gewehre. Gärtner freilich, gegraben, geschanzt, dann sich selber eingepflanzt, eingepflanzt auf Schanze zwei. — Die flinken Berliner sind vorbei. Wer kommt? Wer? — Hurra, unsre Sechziger. Oberst von Hartmann, fest im Sitze, grüßt mit seiner Säbelspitze. Hut ab und heraus die Tücher! Das sind unsere Oderbrücher, keine Knattrer und bloße Verschluser, lauter Barnimer und Lebuser. Fest ist ihr Tritt, frank und frei. Major von Jena ist nicht mehr dabei. Wer kommt? Wer? — Artillerie und Ingenieurs elfte Ulanen, Zietenhufaren, Paukenwirbel und Fanfaren. Halt, der ganze Waffenblitz präsentiert vor König Fritz.

4. Geschichte - S. 107

1913 - Berlin : Oehmigke
— 107 — zugleich den nächsten seiner süß schlafenden Dragoner an der Schulter rüttelnd. Wie ein grauer Schatten trabte ein Reiter durch den Dunst an, zwei andere folgten, dann ein Haufen, und man vernahm das Stampfen einer größeren Kavallerieabteilung im raschen Anmarsch. Das kleine Häuflein der Schweden hatte sich schnell auf der Brücke in Linie gestellt, die beiden Korporale mit dem Posten in der Front. Aber schon parierte der vorderste der schattenhaften Reiter seinen Gaul dicht vor den Karabinermündungen und rief: „Versprengte vom Regiment Bülow! Haben die Brandenburger dicht auf den Fersen. Gebt Raum, die Pferde sind abgehetzt, wir halten die Straßen nicht länger und müssen in die Stadt!" Es war eine alte, heisere Stimme, eine Stimme wie die der beiden alten Korporale Sven und Rolf, die das hervorstieß, und der Mann auf dem wirklich schweißtriefenden, abgehetzten, schnaubenden Gaule war auch alt und grau verwettert. Er trug einen dunkelbraunen Rock über dem Brustküraß, einen breiten, an der Seite aufgeklappten Dragonerfilz, doch ohne Feder und Kokarde. Er trug mächtige Stulphandschuhe und Reiterstiefel, doch keine Feldbinde, und wie seine nun allgemach auch heranreitenden Begleiter trug er das Schwert in der Scheide. „Schnell, schnell, Kamerad von Wangelin! Wir hängen seit dreien Tagen in den Sätteln und halten uns kaum mehr. Es eilt — laßt uns durch." Die beiden Korporale sahen sich zögernd an. „Gebt die Parole, Herr!" „Wir sind drei Tage von der Armee. Sahen die Brandenburger bei Burg auf dem Marsche. Wie können wir euch die Petrol' vom gestrigen Abend geben? Macht Platz, ich sag' euch, Wacht-kommandant, der Oberst Wangelin ist mein guter Freund. Er liegt zum Wahrzeichen mit euch drüben in Rathenow, und ich bin Leutnant im Regiment Bülow. Jetzt haltet uns nicht länger auf!" „Was sagt Ihr dazu, Korporal Knäckabröd?" fragte der Korporal Kok. „So arg wird's doch nicht pressieren!" sagte der Korporal Sven. In demselben Augenblick aber richtete sich der alte Blanrock im Sattel auf und schrie krächzend: „Also nicht? Na, dann ho?

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 44

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
44 Bei den Verwundeten von Tannenberg. Der Fahrstuhl hielt, wir stiegen aus und traten auf den Hellen Dachgarten hinaus. Es war doch so etwas wie ein beklemmendes Gefühl, das auf uns lastete. In wenigen Augenblicken sollten wir den Schrecken des Krieges ins Auge sehen. Da lagen auch schon die ersten in bequemen Liegestühlen, mit sauberen, blauweiß gestreiften Anzügen bekleidet. „Na, wie geht's?" und es ist, als ob man das zu einem altbekannten Freunde spräche. Der junge Bursche dreht sich herum: „Ach, ganz gut, macht sich." 1 , i Ein braunverbranntes Gesicht lacht uns an. „Schwer verletzt?" „Die Schulter ist wohl ziemlich dahin, aber mit der Zeit wird es schon werden." Dann kommen ihm die Worte von den Lippen, immer hastiger, so zum Zerspringen voll ist ihm das Herz. Er ist ein junger Mann, 24 Jahre alt, und hat wie alle seine Kameraden, die hier liegen, bei Tannenberg gefochten. Verwundet war er liegen geblieben. Abends hatten ihn die Russen mit einem großen Leiterwagen aufgelesen und nach Neidenburg geschafft, das sie damals besetzt hielten. Er konnte sich nicht beklagen, die russische Infanterie hatte wacker und ehrlich gekämpft. Auch als Gefangener war es ihm nicht schlecht gegangen. Russische Offiziere hatten ihm Tee und Zigaretten gebracht und sich der Verwundeten wohl angenommen. Es lag kein Groll- in seinen Worten. Aber vom Nebenlager blitzt es herüber. „Ja, die Infanterie! Aber die Kosaken!" Dabei drohen Tränen dem Braven die Stimme zu ersticken. Die Kameraden berichten: er ist jung verheiratet, sein Heimatdorf mit seiner Besitzung ist niedergebrannt, und seine Frau ist — ja, wer weiß, wo. Zu Hause hielt man ihn schon für tot, endlich hat er ein Lebenszeichen von seinen Eltern erhalten. „Aber bald komm' ich hier wieder heraus," grollt er herüber, „dann " Der Rest ist eine Bewegung der Wut; er will sofort ins Feld, zu seinem geliebten Hauptmann. — — Zigarettenringel steigen fröhlich in die warme Sommerluft empor. Frieden atmen rings die Schläfer. Langsam schreiten wir weiter. Vom Dachgarten geht's hinunter über blitzende Fliesen durch saubere Küchen und Waschräume in die Stockwerke. Die Vorsteherin weist auf eine neue Tür. „Der ist immer ganz allein, gehen Sie nur zu ihm." Doppeltüren klappen, auf weißem Bette sitzt aufrecht ein lachender Mann. Durch seine Hände gleitet eine kleine schwarze Bleikugel. Auch er ist gleich gut Freund. Am Tage zuvor haben sie ihn mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und dann das Ding herausgeholt. Im Knie war es ihm stecken geblieben. „Die Russen schossen ja immer zu kurz, die Kugel war auch schon vorher aufgeschlagen." Dann erzählte er noch: 8000 Mann hatten sie lange, lange 35 000 Russen nicht nur aufgehalten, sondern zurückgeschlagen, bis diese in den Wäldern saßen; da konnten sie dann nicht mehr heraus. „Die Sümpfe waren es weniger, aber die Wälder, da erstickten sie in der eigenen Masse." Auch dieser war nach Neidenburg gekommen. Sechzig qualvolle Stunden hatte die Bahnfahrt gedauert von dort bis Berlin. Über Danzig, Stettin war es gegangen. Überall hatten sie verwundete Kameraden abgegeben. Drei waren nicht mehr zum Ziele gekommen.

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 135

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Kaiserlichen Prinzen im Felde. 135 tapfer ist unser Kronprinz. Beim Sturmangriff stellt er sich an die Spitze seiner Garde, und drauf geht's auf die Rothosen. Die Entbehrungen des Krieges scheut der Kronprinz nicht. Das zeigt uns folgende Geschichte: Bei einen: ungestümen Vordringen seiner Truppen konnte die Proviantkolonne nicht schnell genug folgen, so daß sie längere Zeit ohne Verpflegung sein mußten. Dies Kriegsschicksal traf auch den Kronprinzen und seinen Stab. Da sah der Kronprinz, wie sich die Soldaten weiße Futterrüben aus dem Felde zogen. Lächelnd trat er an eine Gruppe heran, um auch davon zu kosten. Ein Soldat reichte ihm eine geputzte Rübe, und der Kronprinz aß wacker drauf los. Alsdann sprach er: „Hm, schmeckt gar nicht so schlecht, im Gegenteil, famos!" Und dem Vorbilde des Kronprinzen folgten alle Offiziere seines Stabes. Prinz Eitel Friedrich griff in der Schlacht bei St. Quentin (spr. ßäng kangtäng) am 28., 29. und 30. August 1914 ebenfalls tüchtig mit an. Als es ans Stürmen ging, nahm der Prinz die Trommel eines gefallenen Tambours auf, schlug sie selbst und rief seinen Soldaten zu: „Vorwärts, Kameraden! Immer vorwärts!" Das gab frischen Mut. Mit neuem Feuer stürzten die Truppen sich auf die Feinde und eroberten die feindlichen Stellungen. Prinz Adalbert wird sich wahrscheinlich auf einem großen Kriegsschiff befinden und dort im Dienste des Vaterlandes kämpfen. Prinz August Wilhelm zog auch mit seinen Soldaten durch dick und dünn. Sein Anzug und seine Gesichtsfarbe zeugten davon. Eine französische Dame berichtet, wie sie in Reims (spr. rängs) einen jungen deutschen Offizier getroffen habe, dessen Uniform man es ansah, daß er vor keiner Mühe und Gefahr zurückgeschreckt habe. Er hielt die Dame höflich an und bat sie, doch einige verwundete Offiziere aufzunehmen, die ihm sehr am Herzen lägen. Es war Prinz August Wilhelm. Dieser Hohenzollernsproß mußte bereits sein Blut fürs Vaterland opfern. Er verunglückte auf einer Dienstfahrt in Belgien mit seinem Auto und wurde schwer verwundet. Nach seiner Genesung kehrte der Prinz wieder zu seinem Truppenteil zurück. Prinz Oskar hat so wacker witgefochten, daß er von der Überanstrengung krank wurde. Das Stürmen einer feindlichen Stellung ist eben keine leichte Sache. Ein niedliches Geschichtchen von ihm erzählt ein Offizier in einem Feldpostbrief seiner Gattin: Ein Reserveleutnant traf kürzlich in Feindesland auf der Straße einen jungen Offizier, der keine Achselstücke auf dem Feldrock trug, dafür aber das Eiserne Kreuz im Knopfloch. Unser Reserveleutnant redete den jungen Kameraden an: „Sagen Sie mal. Sie haben schon das Eiserne Kreuz, wie kommt denn das? Unser Regiment hat doch noch nichts. Von welchem Regiment sind Sie denn?" — Der junge Offizier: „Vom Zk.-Grenadier-Regiment." — Der Reserveleutnant: „Na, die haben sich ja auch ganz gut geschlagen. Haben alle Herren das Eiserne Kreuz?" — Der junge Offizier: „Nicht alle, aber sie werden es wohl alle bekommen." — Der Reserveleutnant: „Bei Ihnen

7. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 39

1881 - Leipzig : Teubner
Hinrichtung Robespierres 28. Juli 1794. 39 Gegenpartei versammelt ist. Diese hatte auch nicht unbeträchtliche Streitkräfte zusammen; allein Henriot, der Führer, war betrunken, und Robespierre war zum Kampfe mit den Waffen zu feig. Ihre Scharen verließen sie. Nun sehen die im Gemeindehaus alles verloren und geraten unter einander in Zank und Streit. Henriot wird von einem andern aus dem Fenster geworfen. Jetzt dringt Bourdon, den Säbel im Mund, zwei Pistolen in den Händen, in den Saal. Da erschießt sich Lebas, Robespierres Bruder, August, springt zum Fenster hinaus und zerbricht Arm und Bein, Maximilian Robespierre selbst will sich durch einen Pistolenschuß töten, zerschmettert sich aber bloß die untere Kinnlade und wird lebendig gefangen. Auch St. Just und Chouton wurden lebendig ergriffen; der eine hatte sich im Tumult wie leblos unter den Tisch fallen lassen. Nachts um 3 Uhr wurden die Gefangenen gebunden und in den Convent geführt; Henriot hatte man schmutzig von Kopf bis zu Fuß aus einer Kloake herausgezogen. Man ließ sie nicht vor, sondern schickte sie sosort in die Conciergerie (Burgvogtei), die Vorhalle der Guillotine. Bald daraus erschien Legendre im Convent und meldete die Überwältigung der Jakobiner. Er war mit etwa 10 Begleitern in den Club gedrungen und hatte die erschreckten Mitglieder verjagt, darauf den Sitzungssaal geschlossen. Der Convent ging erst morgens 7 Uhr auseinander. Robespierre lag mehrere Stunden auf einer Tafel in den Tuilerien, das rinnende Blut mit einer Pistolenhalfter und mit hingereichten Papierstücken abwischend, ohne auf die Verhöhnungen seiner Umgebung mit einem Worte zu antworten. Als endlich ein Wundarzt ihm einen Verband angelegt, brachte man ihn in die Conciergerie. Am folgenden Tage 4 Uhr nachmittags wurde er mit seinen Leidensgefährten zur Guillotine gefahren. Eine Masse Volks war herbeigeströmt, den Wüterich auf dem Wege zu sehen, den er so manchen Unschuldigen hatte gehen lassen. Man jubelte, man verhöhnte, man verfluchte ihn; er aber saß aus dem Karren lautlos, den Kopf in Tücher gehüllt, leichenblaß,

8. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 195

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
195 Schon den ersten Tag nach dem bergang sah ich Generale und Stabsoffiziere aller Nationen und Waffengattungen, tief in ihre Pelze gehllt, zu Fu mitmarschieren. So erkannte ich unter ihnen den wrttembergischen General von Kerner, in Kommischuhen und in einen Pelz gehllt, und den Obersten von Schmidt sogar ohne ordentliche Fubekleidung, die Fe mit Stcken von Pelz umwickelt, zu Fue gehend. Bis auf die Garden waren nun alle Armeekorps gnzlich aufgelst, bis auf die kleinen Reste der Korps von Oudinot und Victor, die jenseits der Beresina bei ihren dreitgigen heldenmtigen Kmpfen gegen drei feindliche Armeen der Vertilgung noch entgangen waren und das diesseitige Ufer erreicht hatten. Offi-ziere und Soldaten, letztere meist ohne Waffen, zogen in dsterem Schweigen, oft in den abenteuerlichsten Anzgen, untereinander vermischt einher; denn die Klte nahm tglich einige Grad zu, und jeder behngte sich der seine zumeist zerlumpte Uniform mit dem, was gegen die Klte schtzen konnte. Ein jeder hielt sich nun zu dem Truppenteile, bei dem er die meiste Sicherheit zu finden hoffte, oder zu dem ihn eigentlich der Zufall fhrte. Die Brcken waren niedergeschossen, und was jenseits noch lebte, in den Hnden unbarmherziger Feinde. Aes war eigentlich unser Glck, denn die Russen hatten augenblicklich kein Material, die Brcken wieder herzustellen, und wahr--scheinlich auch keine Pontons bei der Hand. Dadurch hrte die Verfolgung einige Tage auf, und wir gewannen einen bedeutenden Vorsprung. Doch noch schlimmer und unbarmherziger als der Feind war die nun sich immer steigernde Klte, die den 4. Dezember einen so hohen Grad erreichte, da sie mit dem frchterlichen Gefolge des Hungers die letzten Trmmer des Heeres zu vernichten drohte. Selten war man so glcklich, sich mit Fleisch von gefallenen Pferden zu sttigen; denn es gehrte jetzt unter die Leckerbissen und Seltenheiten, da nur wenige Pferde der Armee sich der die Beresina retteten .... Der echt moskowitische Winter hatte sich nun eingestellt und wehte mit er-starrendem Hauch der alles Leben dahin. Mdigkeit, Hunger und Frost behaupteten eine solche Lhmungskraft, da man sich, wenn man eine Stunde aus--geruht zu haben whnte, kaum mehr aufzurichten vermochte. Oft war die Kraft des Willens bei den Strksten gelhmt, und sie zogen es vor, in dumpfer Er-starrung lieber den Tod zu erwarten, als sich zu neuen Martern emporzuraffen. Die Opfer dieses ungewhnlichen Frostes machten sich schon stndlich bemerkbar; man sah hufig schon Erstarrte am Boden liegen oder solche, die sich nicht mehr auszurichten vermochten. Ein Grenadier sah einen in Pelz gehllten Obersten vor Ermattung und Hunger hinsinken. Er glaubte ihn tot und eilte hinzu, sich seines Pelzes zu versichern. Noch richtete der Oberst mhsam das Haupt in die Hhe und stammelte: Peste, je ne suis pas mort." Der Grenadier trat einen Schritt zurck und erwiderte kalt: Eh bien, mon colonel, j'attendrai." Das berma des Unglcks Hatte alle Rangordnung aufgehoben. Man sah in jenen Tagen viele hhere Offiziere, ja selbst Generale (einzeln unter den Massen der Krieger verloren) bescheiden an dem Stabe zu Fu auf dem Boden wandernd, aus dem sie vor wenigen Monaten triumphierend eingezogen waren, sich noch glcklich schtzend, wenn des Nachts im Biwak die Soldaten ihr Feuer 13*

9. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 189

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 189 — kugeln durchbohrten meinen Helm, doch so, daß ich nur ein heißes Gefühl auf meinem Schädel spürte. Rittmeister von Heister stürzte, mit ihm andere: im nächsten Augenblicke waren wir in der Batterie, die nur mit 2 Geschützen zum Feuern gekommen war. Die Ehre, den Kommandeur zu holen, der den Revolver gegen mich hob, konnte ich feinem anderen überlassen, und ich glaube, ich habe ihn gefunden. Er sank vom Pferde. Es war mir sehr klar, daß es sich bet diesem Todesritt nicht darum handelte, Trophäen heimzubringen, sondern einfach alles zu werfen, was noch zwischen Wald und Chaussee aufrecht stand. In der Batterie war alles niedergehauen, und so ging es in rasendem Jagen aus eine Infanteriekolonne, die niedergeritten wurde. Erst als wir sie durchbrochen hatten, schickte sie uns Schüsse nach. Jetzt war das Regiment schon mit den Ulanen zusammengeschlossen. Eine zweite Batterie wurde attackiert, heruntergehauen, was nicht floh, und mit diesem fliehenden Teile ging es auf eine zweite Infanteriekolonne los. Kurz, ehe wir sie erreicht, brachen aus einer Waldlücke zwei französische Kürassierschwadroneu in die Lücken des nur noch kleinen Häufleins vor, und nachdem die letzte Kolonne Infanterie überritten, schwenkte das Häuflein rechts ab und jagte, vermischt mit den Ulanen und französischen Kürassieren durch das höllische Feuer der Ehassepots und Mitrailleusen in die Aufstellung bei Viouville zurück. Nie werde ich vergessen, wie ich, ungefähr an der Stelle, von der wir ausgeritten, dem ersten Trompeter, den ich fand, das Regimentssignal zu blasen befahl. Die Trompete war durchschossen, und es kam ein Ton heraus, der mir durch Mark und Bein ging." — Ein Blutritt war es, ein Todesritt; Wohl wichen sie unseren Hieben, Doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt, Unser zweiter Mann ist geblieben. Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft, So lagen sie bleich auf dem Rasen, In der Kraft, in der Jugend dahingerafft. — Endlich verbreitete sich die Kunde: Prinz Friedrich Karl ist angekommen! Neuer Mut belebte die Ringenden; denn nun konnte Hilfe nicht mehr fern sein. Um x/24 Uhr nachmittags griff bad 10. Armeekorps (Hannoveraner) den Feind von der linken Seite an. Hinter Mars la Tour hatten die Franzosen die Anhöhe besetzt und empsingen das andringende Korps mit verheerendem Feuer, jo daß es den Rückzug antreten mußte. Da stürmten die ihnen beigegebenen Gardedragoner aus den Feind, und obwohl im Augenblick ganze Reihen der kühnen Reiter mit ihrem Blute den Boden färben, sie bringen den Feind zum Stehen. Noch um 7 Uhr abends erhebt sich ein großartiges Kavalleriegefecht. In schrecklichem Handgemenge wüten 6000 Reiter gegen einander, klingend schlagen die Säbel zusammen, Pistolen und Karabiner krachen, die Lanzen der Ulanen bohren sich in die Leiber der Feinde, Staub und Pulverdampf umhüllen das entsetzliche Gewühl, bis endlich die Unsrigen als Sieger hervorgehen. Bazaine mußte sich aus Metz zurückziehen. Zwölf volle Stunden hatte der Kamps gedauert, und entsetzlich war das Blutbad gewesen; 35 000 tapfere Männer lagen verwundet oder mit gebrochenen Augen auf der Wahlstatt.

10. Friedrich der Große. 1. Seine Kriege - S. 23

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Kunersdorf. Oer alternde König 23 Königs Chor kamen, welcher aus Schlesien kam. von da marschirten wir wieder bis den 12ten, war der 9 te Sontag nach Trinitatis, war wieder ein harter Sontag, und um 10 Uhr, anstatt das man hätte sollen in die Kirche gehn, ging ein großes Blutvergießen an und wehrte biß abendts 7 Uhr. Erstlich fing unser rechter Flügel mit Lanonen an. wir hatten 30 Lanonen, wo 12 Pferde vor waren, ohne die andern, welcher noch 6 mahl mehr waren, wir schlugen ihren linken Flügel zurück,- bis zuletzt hatten sie sich stark verfchantzet, wo wir sie aus zwey Schantzen treiben mußten. Die Russen waren alle geschlagen, da kamen noch 8 Battalions Dstereichische Grenadirs, welche uns unmöglich waren zu zwingen. Der König ist allzeit vorne gewesen und gesagt: wer ein braver Soldat ist, der folge mir! wer nur noch Patronen hatte, ging getrost. Zuletzt soll er selber: „Rechts um" commandirt haben und gesagt: „Ziehet euch zurück Kinder !" wir müßen unterdessen retiriren bis an die Oder. Die Todten, die da lagen, war erstaunlich, und glaubt mir ! gewiß, wo unser 6 lagen, lagen ihrer gewiß 10. Den daßjenige, was mir trafen, wurde gewiß getroffen; sie feuerten immer mit Ladatschen, welche viele blesierten, aber nicht tödteten. Der König war des Morgens keine 2 Stunden vor der Battalie noch bet] uns; wie wir vor-bet)marfchirten sagte er zu uns ingesamt: (Buten Morgen Kinder! wie gehts? Und darauf platteutsch: wolt ihr bald grote Bohne eßen?" wir antworteten: „3a." (Er sagte: „3a, habt noch ein wenig Geduld", und war wohlgemuth dabey. — Unser Regiment ist bey fiusmarfch der Winterquartiere stark gewesen 42 (Dfficier 1620 Gemeine, anjetzo haben wir noch 12 (Dfficir 448 Gemeine bey dem Regiment. 32. Der König an seine mütterliche Zreundin Frau v. Lamas? Neustadt, 18. November 1760. . . . wir werden leider alt. Seit vier 3ahren habe ich auf die Soupers verzichtet, die für das mir aufgezwungene Handwerk nicht passen. An Marschtagen besteht mein Mittagessen aus einer Tasse Schokolade. . . . Ich schwöre Ihnen, es ist ein Hundeleben. Kein Mensch außer mir und Don (Quichotte hat so gelebt. Diese unaufhörlichen Geschäfte, diese stete Unruhe haben mich so alt gemacht, daß Sie Mühe haben werden, mich wiederzuerkennen. Ruf der rechten Seite sind mir die haare völlig grau geworden, meine Zahne werden mürbe und fallen aus. Mein Gesicht ist so voll von Runzeln wie ein Frauenkleid von Falten, der Rücken krumm wie ein Fidelbogen, und mein Inneres so traurig und niedergeschlagen wie die Seele eines Trappistenmönches. Ich sage Ihnen das alles, damit Sie, wenn wir uns im Fleische wiedersehen sollten, 1 Oeuvres Xviii, S. 144.
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TM Hauptwörter (200)200

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